Title (deu)
„Des hab I ois ned gwusst“ – Diskursmanifestationen und rezente sowie soziohistorische Dynamiken im lokalen Umgang mit der ehemaligen Erziehungsanstalt in Kirchberg am Wagram
Rekonstruktive, öffentliche und sozialarbeiterische Auseinandersetzungen
Author
Sandra Brandstetter
Author
Lisa Kriebaum
Degree supervisor
Manuela Brandstetter
Degree supervisor
Siegfried Tatschl
Degree supervisor
Lukas Richter
Description (deu)
Fachhochschule St. Pölten, Masterarbeit 2024, Studiengang Soziale Arbeit
Description (deu)
Die Arbeit behandelt die lokalen, öffentlichen Umgangsformen mit der institutionalisierten Gewaltgeschichte der Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige in der österreichischen Marktgemeinde Kirchberg am Wagram. Dies lässt sich in eine breitere Debatte rund um verübtes Unrecht im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe einordnen. Aufarbeitungsprozesse im österreichischen (Fach)Diskurs beschränken sich dabei auf die letzten zwei Jahrzehnte und stehen demnach erst am Beginn. Im Fall der Erziehungsanstalt in Kirchberg am Wagram ist bis heute kaum eine nennenswerte Thematisierung zu verzeichnen und auch im Ort selbst findet man keinen Hinweis auf die Gewaltgeschichte. In diesem Zusammenhang wird in der vorliegenden Arbeit der Frage nach Dynamiken und Diskursen, die sich in den Facetten der Auseinandersetzung manifestieren, nachgegangen. Der analytische Fokus auf die Mehrdimensionalität des öffentlichen, lokalen Umgangs ergibt sich aus rezenten Thematisierungspraktiken, die sich seit einer Kulturveranstaltung im Jahr 2017 feststellen lassen. Um die öffentlichen Umgangsformen mit diesem soziohistorischen Unrecht in ihrer sozialstrukturellen Bedingtheit zu verstehen, wird auf das öffentlichkeitstheoretische Modell von Jürgen Habermas (1990) Bezug genommen. So lassen sich Zusammenhänge und Wechselwirkungen unterschiedlicher Öffentlichkeitssphären in ihrer Prozesshaftigkeit und Dynamik herausarbeiten und auf die Mikrokultur Kirchberg am Wagram übertragen. Die Gemeinde als elementarer Bezugsrahmen wird entsprechend den Thesen der Gemeindesoziologie nach René König (2021) analysiert und auf die Spezifik ihrer Sozialstruktur untersucht, denn die Geschichte der Erziehungsanstalt ist, wie die Arbeit zeigt, tief im lokalen kollektiven Gedächtnis der Gemeinde verankert. Diese Strukturen kollektiver Erinnerungsprozesse werden nach dem Konzept des kollektiven Gedächtnis’ von Maurice Halbwachs (1985, 1966) untersucht. Die Arbeit basiert auf erhobenen und interpretierten Primärdaten, die mittels Interviews und Beobachtungen erhoben und nach dem Schema der Grounded Theory nach Anselm Strauss und Juliet Corbin (1996) und kritischer Diskursanalyse nach Siegfried Jäger (2009) ausgewertet wurden. Neben einer Analyse öffentlicher Auseinandersetzungen, wird beleuchtet, wie die Disziplin der Sozialen Arbeit durch ihre Ausrichtung als betroffenenzentriert, anwaltschaftlich und politisch einen Beitrag zur Aufarbeitung zu leisten vermag.
Description (eng)
The thesis deals with local, public ways of addressing and engaging with the history of institutionalized violence at a federal residential treatment center (Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige) in the Austrian town of Kirchberg am Wagram. This has to be situated within a broader debate about acts of injustice committed in the context of child welfare services. Processes of reappraisal in the Austrian discourse are limited to the last two decades. In the case of the institution in Kirchberg am Wagram, there has hardly been any significant discussion to date and there is also no reference to the history of violence in the town itself. In this context, the present work explores the question of dynamics and discourses that manifest themselves in the facets of the local discussion. The analytical focus on the multidimensionality of public local interaction results from recent practices of thematization that have been taking place since a cultural event in 2017. In order to understand the public ways of dealing with this socio-historical injustice in their socio-structural conditionality, reference is made to Jürgen Habermas' (1990) model of public sphere theory. In this way, the interconnectedness and interactions between different public spheres can be understood in their processuality in order to answer questions about the microculture of Kirchberg am Wagram. The community as an elementary frame of reference is analyzed according to the theses of René König's community sociology (2021) and examined for the specifics of its social structure, because, as our argument shows, the history of the educational institution is deeply anchored in the local collective memory. These structures of collective memory processes are examined according to Maurice Halbwachs' concept of collective memory (1985, 1966). The work is based on primary data collected and interpreted by means of interviews and observations and analyzed according to the methodology of grounded theory by Anselm Strauss and Juliet Corbin (1996) and critical discourse analysis according to Siegfried Jäger (2009). In addition to an analysis of public debates, the study sheds light on how the discipline of social work can make a contribution to coming to terms with the past through its orientation as victim-centered, advocacy-based and political.
Keywords (deu)
Öffentlichkeitkollektives GedächtnisErziehungsanstaltGemeindeSoziale Arbeit
Type (eng)
Language
German [deu]
Persistent identifier
https://phaidra.fhstp.ac.at/o:5571
Citable links

Persistent identifier
https://phaidra.fhstp.ac.at/o:5571

Content
Details
Uploader
Object type
PDFDocument
Format
application/pdf
Created
24.07.2024 07:51:43
Metadata
St. Pölten University of Applied Sciences | Campus-Platz 1 | A-3100 St. Pölten | T +43/2742/313 228-234