Title (deu)
Recruiting-Prozesse: Insights aus der Sozialen Arbeit
Author
Andrea Wöber
Sabrina Khalili
Degree supervisor
Christina Engel-Unterberger
Michaela Huber
Michaela Huber
Description (deu)
Der sozialwirtschaftliche Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch: Die Prinzipien von New Work –
Flexibilität, Selbstbestimmung und Sinnorientierung – treffen im Sozialbereich auf strukturelle
Engpässe, Fachkräftemangel und hohe Belastung. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Recruiting
an Bedeutung. Es stellt nicht nur ein Mittel der Personalgewinnung dar, sondern ist auch eine
Schnittstelle, an der sich professionelle Werte, Lebensrealitäten und organisationale Anforderungen
verdichten. Diese Masterarbeit untersucht, wie Sozialarbeiter:innen Recruiting-Prozesse erleben
und bewerten. Welche individuellen Entscheidungsmodi in den verschiedenen Phasen der
Candidate Journey wirksam werden, wie Lebenssituation und berufliche Vorerfahrungen diese
Entscheidungen beeinflussen und welche organisatorischen sowie ethischen Anforderungen
Sozialarbeitende an Recruiting-Prozesse stellen, wird in dieser Arbeit beleuchtet. Methodisch stützt
sich die Arbeit auf fünf narrative Interviews und eine Gruppendiskussion, die mittels der
dokumentarischen Methode nach Ralf Bohnsack ausgewertet wurden. Die theoretische Rahmung
erfolgt auf Basis aktueller Recruiting-Literatur, Erkenntnissen des Personalmanagements sowie
einer phänomenologischen Perspektive auf Wahrnehmung und Entscheidungsfindung. Die
Ergebnisse zeigen vier Hauptausprägungen: Sozialarbeiter:innen mit Care-Verpflichtungen streben
nach Stabilität und Planbarkeit und priorisieren verlässliche Rahmenbedingungen. Personen ohne
familiäre Verpflichtungen, aber mit finanzieller Absicherung, orientieren sich stark an Werten, Kultur
und Selbstverwirklichung. Bewerbende in unsicheren Lebenslagen fokussieren auf existenzielle
Sicherheit und zeigen wenig kritische Distanz zum Recruiting-Prozess. Berufsanfänger:innen
wiederum verbinden den Bewerbungsprozess mit der Suche nach beruflicher Identität, Sinn und
Zugehörigkeit. Über alle Gruppen hinweg zeigt sich ein deutlich netzwerkbasiertes
Entscheidungsverhalten, während automatisierte oder KI-gestützte Verfahren eher skeptisch
beurteilt werden. Jede Wahrnehmung des Recruiting-Verfahrens beeinflusst die Entscheidung für
oder gegen eine Stelle – nicht nur individuell, sondern auch eingebettet in kollektive
Deutungsmuster, die innerhalb professioneller Netzwerke und organisationaler Kulturen geteilt und
weitergegeben werden. Recruiting wird damit nicht nur als strategisches Instrument der
Personalgewinnung sichtbar, sondern auch als bedeutsamer Resonanzraum beruflicher
Orientierung.
Description (eng)
The social economy labor market is undergoing radical change: the principles of New Work -
flexibility, self-determination and a sense of purpose - are coming up against structural bottlenecks,
a shortage of skilled workers and a high workload in the social sector. Against this backdrop,
recruiting is becoming increasingly important. It is not only a means of recruiting personnel, but also
an interface where professional values, life realities and organizational requirements come together.
This master's thesis examines how social workers experience and evaluate recruiting processes.
This thesis examines which individual decision-making modes become effective in the various
phases of the candidate journey, how life situation and previous professional experience influence
these decisions, and which organizational and ethical requirements social workers place on
recruiting processes. Methodologically, the work is based on five narrative interviews and a group
discussion, which were analyzed using the documentary method according to Ralf Bohnsack. The
theoretical framework is based on current recruiting literature, findings from HR management and a
phenomenological perspective on perception and decision-making. The results show four main
characteristics: Social workers with care responsibilities strive for stability and predictability and
prioritize reliable framework conditions. People without family obligations but with financial security
are strongly oriented towards values, culture and self-realization. Applicants in insecure life situations
focus on existential security and show little critical distance to the recruiting process. Job starters,
on the other hand, associate the application process with the search for professional identity,
meaning and belonging. Across all groups, there is a clearnetwork-based decision-making behavior,
while automated or AI-supported processes are viewed rather skeptically. Every perception of the
recruiting process influences the decision for or against a position - not only individually but also
embedded in collective patterns of interpretation that are shared and passed on within professional
networks and organizational cultures. Recruiting thus becomes visible not only as a strategic
instrument of personnel recruitment, but also as a significant resonance space for professional
orientation
Description (deu)
Fachhochschule St. Pölten, Masterarbeit 2025, Studiengang Soziale Arbeit
Description (deu)
Der Arbeitsmarkt in der Sozialen Arbeit verändert sich.
Es gibt zu wenige Fachkräfte. Gleichzeitig wünschen sich viele Sozialarbeiter:innen mehr Mitbestimmung, Flexibilität und Sinn in ihrer Arbeit. Deshalb wird es immer wichtiger, wie Stellen besetzt werden – also, wie der Bewerbungs- und Auswahlprozess für eine Arbeitsstelle (Recruiting) abläuft.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
Wie erleben und bewerten Sozialarbeiter:innen den Bewerbungsprozess?
Welche Rolle spielen ihre persönliche Lebenssituation und berufliche Erfahrungen dabei?
Was ist ihnen im Bewerbungsprozess besonders wichtig?
Welche Erwartungen haben sie an die Organisationen, bei denen sie sich bewerben?
Für die Untersuchung wurden Interviews mit fünf einzelnen Sozialarbeiter:innen geführt. Zusätzlich gab es eine Gruppendiskussion mit vier weiteren Fachkräften.
Bei der Auswertung der Gespräche zeigen sich folgende Tendenzen:
Sozialarbeiter:innen mit familiären Verpflichtungen (z. B. Kinder oder Pflegeaufgaben) wünschen sich oft einen sicheren und gut planbaren Arbeitsplatz.
Sozialarbeiter:innen ohne Familie und mit finanzieller Absicherung legen besonderen Wert auf gute Arbeitskultur, gemeinsame Werte und Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung.
Sozialarbeiter:innen in finanziell schwierigen Lebenssituationen suchen vor allem nach Stabilität und Einkommen. Im Bewerbungsprozess stellen sie oft weniger Fragen.
Berufsanfänger:innen wünschen sich Orientierung. Sie suchen nach Sinn in der Arbeit, Zugehörigkeit im Team und einer beruflichen Identität.
Persönliche Kontakte spielen eine große Rolle: Viele Entscheidungen im Bewerbungsprozess werden davon beeinflusst, wen man kennt.
Digitale oder automatisierte Auswahlverfahren werden oft kritisch gesehen. Viele bevorzugen Bewerbungsverfahren, die von Menschen geführt werden.
Fazit:
Bewerbung und Auswahl sind mehr als nur Mittel zur Personalgewinnung. Sie sind auch Orte, an denen berufliche Werte, persönliche Lebenslagen und Erwartungen sichtbar werden und zusammenkommen.
Type (eng)
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