Description (deu)
Hintergrund und Ziele: Es gibt dringenden Handlungsbedarf, um unsere Ernährungssysteme und unser Ernährungsverhalten nachhaltiger zu gestalten, um die Nachhaltigkeitsziele der UN (UN SDG) zu erreichen. Die globale Nahrungsmittelproduktion, speziell Fleischproduktion, trägt massiv zu globalen Umweltproblemen bei, und exzessiver Konsum von vor allem rotem und verarbeitetem Fleisch ist mit chronischen Krankheiten wie Darmkrebs, Herzkreislauferkrankungen und Übergewicht und Typ 2 Diabetes assoziiert. Die herausfordernde Transformation zu gesünderer und nachhaltigerer Ernährung verlangt integrierte und kohärente Maßnahmen auf verschiedenen politischen Ebenen. Das Ziel dieser Studie war es daher, politische Dokumente in Bezug auf geplante Maßnahmen zu analysieren, die die Förderung einer nachhaltigen und gesunden Ernährung in der Bevölkerung zum Ziel haben.
Methode: Für diese Studie wurden politische Dokumente von Webseiten von zehn Ministerien und Institutionen in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Ernährung, Lebensmittel und Nachhaltigkeit durchsucht. Die inkludierten Dokumente mussten von einem Ministerium oder einer politischen Institution verabschiedet sein. Dies konnte Strategien, (Aktions-)Pläne, Richtlinien oder Regierungsprogramme beinhalten. Zumindest eine der vorgeschlagenen Maßnahmen musste sich auf Nachhaltigkeit in Bezug auf Ernährung/ Lebensmittel beziehen. Die Texte der identifizierten Dokumente unterliefen eine thematische Analyse und wurden auf politische Maßnahmen und Instrumente in Bezug auf vier Verhaltensweisen für eine nachhaltige Ernährung untersucht: (1) Reduktion des Konsums von tierischen und Erhöhung jenes von pflanzlichen Lebensmitteln; (2) Reduktion des Konsums von ungesunden Lebensmitteln, die z.B. einen hohen Zucker-, Fett, oder Salzgehalt haben und/oder hochverarbeitet sind; (3) Erhöhung des Konsums von biologischen Lebensmitteln; und (4) Reduktion von Lebensmittelabfällen. Durch den induktiven Ansatz der Analyse wurden auch Maßnahmen zu anderen Verhaltensweisen identifiziert. Weiters wurden die Maßnahmen entsprechend der Klassifizierung von politischen Instrumenten in informative, regulative, finanzielle oder organisatorische Instrumente eingeteilt.
Ergebnisse: Die Suche ergab 57 Dokumente, von denen 30 die Inklusionskriterien erfüllten. Die meisten der analysierten Dokumente wurden vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verabschiedet (n=10), gefolgt von den Ministerien für Landund Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (n=8), Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (n=5), der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) (n=5). Ein Dokument des Ressorts Bildung sowie das nationale Regierungsprogramm 2020–2024 waren auch Teil dieser Analyse. Die häufigsten Maßnahmen in den analysierten Dokumenten bezogen sich auf eine Reduktion von ungesunden Lebensmitteln, gefolgt von Maßnahmen zu erhöhtem Konsum biologischer Lebensmittel. Ein wichtiges zusätzlicher Aspekt war der Konsum von regionalen und 6/27 saisonalen Lebensmitteln, welches in Dokumenten aller Sektoren thematisiert wurde. Die meisten Dokumente waren nur auf einen Aspekt fokussiert, der zum Teil auch ressortspezifisch war. Zum Beispiel wurde die Reduktion von ungesunden Lebensmitteln ausschließlich in Dokumenten des Gesundheitsressorts und der AGES angesprochen, während der Konsum von biologischen Lebensmitteln und Lebensmittelabfall vorrangig in Dokumenten aus den Ressorts Landwirtschaft, Klima und Nachhaltigkeit erwähnt wurden. Die meisten der empfohlenen Maßnahmen bezogen sich auf informative Instrumente. Informationskampagnen für die Öffentlichkeit, Beratung von Konsument*innen, Initiativen im Bildungsbereich, vor allem in Schulen zur Bewusstseinsbildung wurden oftmals genannt. Beschaffung von Lebensmitteln war ein zentrales Thema, wobei in Bezug auf ungesunde Lebensmittel nur Empfehlungen ausgesprochen wurden, während für Beschaffung biologischer und regionaler Produkte klare Ziele gesetzt wurden.
Schlussfolgerung: Unsere Studie fand zahlreiche Maßnahmen zur Förderung von nachhaltigen Ernährungsweisen in Österreich, vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung wurden klare Ziele gesetzt zu verschiedenen Gesichtspunkten einer nachhaltigen Ernährung. Jedoch sind die meisten Maßnahmen von informativer Natur, statt rechtlich bindende regulative Instrumente anzuwenden. Weiters fand unsere Erhebung eine klare sektorale Trennung von Maßnahmen, die auf den Konsum oder die Produktion von Lebensmitteln abzielt. Der starke Fokus auf Regionalität könnte von anderen, zum Teil wichtigeren Maßnahmen ablenken. Es besteht dringender Handlungsbedarf für einen systemischen, partizipativen Ansatz, der verschiedene Verhaltensweisen gleichzeitig, kohärent und inklusiv fördert und von verschiedenen Sektoren, Bevölkerungsgruppen und Akteur*innen in der Lebensmittelproduktion mit einem Mix an Instrumenten getragen wird. Die eingesetzten Instrumente sollten sowohl die Verhaltens- als auch die Verhältnisebene ansprechen.