Transmedialität im Theater am Beispiel der Inszenierung MEDEA am Wiener Burgtheater

Fachhochschule St. Pölten, Masterarbeit 2021, Studiengang Digitale Medienproduktion

Gegenstand dieser Diplomarbeit ist es, die möglichen Erzählformen, welche durch den Einsatz von Video in Form von Live-Kamera und dessen Projektion im zeitgenössischen, mitteleuropäischen Theater ermöglicht werden, zu erörtern. Es soll aufgezeigt werden, wie Live-Video in ein Theaterstück integriert werden kann, ohne in Konkurrenz mit dem Bühnengeschehen zu treten und ohne den Live-Charakter einer solchen Inszenierung zu beeinflussen. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurden Expert*nneninterviews geführt, welche dann mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurden. Als Fallbeispiel dient Simon Stones Theaterstück MEDEA, welches im Dezember 2018 am Wiener Burgtheater zur deutschen Uraufführung kam. Die Inszenierung wurde auf Basis der Literaturrecherche und den Erkenntnissen der Inhaltsanalyse mittels Videoanalyse ausgewertet. Eine Haupterkenntnis der vorliegenden Arbeit ist, dass Live-Kamera in einer Inszenierung nie alleinstehen kann und immer in Verbindung mit dem Bühnengeschehen funktionieren und über eine Erzählebene verfügen muss. Daraus ergibt sich, dass das Medium Video im Theater dann sinnvoll ist, wenn es als Gesamtheit mit allen anderen Komponenten funktioniert und somit als Unterstützung für die Dramaturgie fungiert. Der Live-Charakter einer Inszenierung bleibt erhalten, wenn beobachtet werden kann, wie ein Kamerabild hergestellt wird, beziehungsweise wenn glaubhaft gemacht werden kann, dass ein Kamerabild live auf der Bühne hergestellt wird, ohne den Prozess einsehbar zu machen. Eine weitere grundlegende Erkenntnis dieser Arbeit ist, dass den Live-Kamerapersonen eine zentrale und wichtige Rolle zugeschrieben wird, da sie von Schauspieler*innen als Spielpartner*innen gesehen werden, welche sich gegenseitig Aufmerksamkeit und Vertrauen entgegenbringen müssen.

This diploma thesis focuses on the narrative forms that are made possible by using video in the form of a live camera and its projection in contemporary Central European theater. The aim is to analyze how live video can be integrated into a theater play without competing with what is happening on stage and without influencing the live character of a production. In order to answer the research question, expert interviews were conducted, then evaluated using Mayring’s qualitative content analysis. Simon Stone's play MEDEA, which had its German language premiere in December 2018 at the Burgtheater in Vienna, serves as a case study. The staging was evaluated based on literature research and the findings of the content analysis using video analysis. One of the main findings of the present work is that live video can never stand alone in a production and always works in connection with the events on stage and must have a narrative level. This means that the medium of live video makes sense in theater if it works with all other components and thus remains unchanged as a supporting element for the dramaturgy. The live character of a performance is retained if it can be observed how a camera image is produced or if it can be made credible that a camera image is produced live on stage without making the process perceptible. Another finding of this work is that the live camera person is assigned a central and important role, since actors and actresses see them as partners who offer each other attention and trust.