Title (de)
Conversational Commerce: Serviceinnovation im Lebensmitteleinzelhandel (DACH)
Subtitle (de)
Gegenwärtige und zukünftige Einsatzpotentiale von Conversational Commerce (Tools) am Beispiel branchenspezifischer Conversational Commerce Use Cases im Lebensmitteleinzelhandel (DACH)
Language
German
Description (de)
Masterarbeit, Fachhochschule St. Pölten, Masterstudiengang Digital Media Management, 2019
Description (de)
Early Adopter unter den KonsumentInnen nutzen Conversational Commerce Tools wie
Sprachassistenz-Software und -Hardware (z.B. Amazon Alexa/Amazon Echo, Google
Assistant/Google Home) verstärkt zu Informations- und Unterhaltungszwecken sowie
zur Steuerung vernetzter Smart-Home-Geräte (vgl. Deloitte, 2018, S. 10). Auf
Unternehmenswebseiten sowie auf Instant-Messaging-Diensten (z.B. WhatsApp) und
Messaging-Diensten sozialer Medien (z.B. Facebook Messenger) integrierte Chatbots
finden bereits im Rahmen des Kundenservices in der Vorkauf- und Nachkaufphase
Anwendung (vgl. Kannan & Bernoff, 2019). Der sprach- und textbasierte Kauf (Voice
Commerce) über Conversational Commerce Tools spielt im DACH-Raum zum
gegenwärtigen Zeitpunkt noch eine untergeordnete Rolle und wird lediglich von First-
Mover (Early Adopter) unter den Handelsunternehmen angeboten (vgl. Himmelreich,
2019, S. 23).
Technologische Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (z.B. Maschinelles
Lernen, Automatic Speech Recognition, Natural Language Processing) (vgl. Gartner,
2017) erweitern die Einsatzpotentiale von Conversational Commerce Tools entlang der
Customer Journey, was in einer steigenden Marktdurchdringungs- sowie Adoptionsrate
von Conversational Commerce resultiert (vgl. Capgemini, 2018, S. 29). Die Ubiquität
digitaler Technologien fördert ferner die zunehmende Vernetzung von KonsumentInnen
(vgl. Braun-Görtz, 2012, S. 13–14) sowie ein wandelndes Kommunikationsparadigma
(vgl. Gentsch, 2018, S. 84): Neben einer Interaktion in Echtzeit über verschiedene
Kanäle (Touchpoints) fordern KonsumentInnen verstärkt eine personalisierte
Kommunikation (vgl. Kruse Brandão & Wolfram, 2018, S. 5).
Die steigende Relevanz des Conversational Commerce erhöht den Handlungsbedarf
von Handelsunternehmen, auch über Conversational Commerce Tools mit KundInnen
zu interagieren (vgl. Gentsch, 2018, S. 84). Die Forcierung von Serviceinnovation im
Zuge eines systematischen Service Business Development, das die Identifikation
technologischer Trends sowie deren Analyse hinsichtlich Einsatzpotential und
Ableitung neuer Serviceleistungen umfasst, gewinnt an Bedeutung (vgl. Bruhn &
Hadwich, 2018, S. 5–8). Der Lebensmitteleinzelhandel (DACH) sieht sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch
Herausforderungen im kostenintensiven und umsatzschwachen E-Commerce mit
Lebensmitteln (vgl. Heinemann, 2019, S. 3–6) sowie in der Verzahnung von Onlineund
Offline-Kanälen (Touchpoints) vor dem Hintergrund eines Omni-Channel-
Commerce gegenüber (vgl. etailment.de, 2017). Conversational Commerce nimmt im
Rahmen des Service Business Development im Lebensmitteleinzelhandel (DACH) im
Vergleich zu anderen Branchen gegenwärtig noch einen untergeordneten Stellenwert
ein. Auch branchenübergreifend liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz mit
der Entwicklung und Implementierung von Conversational Commerce im globalen
Vergleich mit den USA und Asien zurück. In Deutschland experimentieren bereits First-
Mover (Early Adopter) wie REWE, EDEKA, real und Lidl mit dem Einsatz von
Conversational Commerce Tools wie Alexa Skills, Google Actions und Chatbots.
Österreichische und Schweizer Lebensmitteleinzelhändler nehmen hinsichtlich
Conversational Commerce zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch eine abwartende
Stellung ein. Im Zuge der empirischen Forschung konnten in diesen Ländern keine
äquivalenten Conversational Commerce Use Cases festgemacht werden, wodurch in
Österreich und in der Schweiz Conversational Commerce noch am Anfang steht.
Die Einsatzpotentiale von Conversational Commerce Tools als erweiterte Marketing-
Tools liegen im Lebensmitteleinzelhandel (DACH) zum gegenwärtigen Zeitpunkt primär
in der Vorkauf- und Nachkaufphase der Customer Journey. Conversational Commerce
Use Cases für Sprachassistenz-Software und Drittanbieter-Applikationen (z.B. Alexa
Skills, Google Actions) im Lebensmitteleinzelhandel weisen eine starke Homogenität
auf: Diese umfassen primär Informations- und Unterhaltungsfunktionen wie die sprachoder
textbasierte Erstellung von Einkauflisten, das Suchen und Abrufen von Rezepten
und Zubereitungsschritten, das Abfragen von Angeboten sowie das Abrufen von
Informationen zum Unternehmen und zum persönlichen PAYBACK- oder
Treuemarken-Punktestand. Ferner können Technologien zur Sprachsteuerung (z.B.
Natural Language Processing) auch in bestehende Kanäle (Touchpoints) der Customer
Journey (z.B. App) integriert werden. Conversational Commerce Use Cases mit
Chatbots umfassen die Beantwortung einfacher Kundenanfragen hinsichtlich
Öffnungszeiten, Angebote oder Lieferstatus der Online-Bestellung.
Um sich als Lebensmitteleinzelhändler (DACH) von der Konkurrenz abzuheben und
Wettbewerbsvorteile zu generieren, bedarf es – im Zuge einer integrierten Customer
iv
Journey (Omni-Channel) – der Verknüpfung von Conversational Commerce Tools mit
weiteren Kanälen (Touchpoints). Eine ausschließliche Implementierung von
Conversational Commerce Tools als Stand-alone-Touchpoints ist nicht zielführend, da
Customer Journeys nicht zwangsläufig linear verlaufen. Ferner müssen zukünftige
Conversational Commerce Use Cases vor dem Hintergrund ubiquitärer Internet-of-
Things-Ökosysteme betrachtet werden, was in komplexen und mannigfaltigen
Customer Journeys resultiert. Weitere Schlüsselfaktoren zur Differenzierung umfassen
ein hoher Grad an Personalisierung und Kontextualisierung der über Sprachassistenz-
Software, Drittanbieter-Applikationen und Chatbots vermittelten Inhalte. Eine
personalisierte Interaktion stiftet KonsumentInnen einen erhöhten Mehrwert und
steigert die Kundenzufriedenheit und -bindung.
Mit einem frühzeitigen Experimentieren und Implementieren von Conversational
Commerce (Tools) verfolgen Handelsunternehmen mannigfaltige Ziele: Erste
Erfahrungswerte im Einsatz von Conversational Commerce werden gesammelt und
eine adäquate IT- und Dateninfrastruktur sowie Technologien der Künstlichen
Intelligenz zur Aggregation, Analyse und Interpretation der generierten Daten
aufgebaut. Lebensmitteleinzelhändler, die eher über ein konservatives und
traditionelles Image verfügen, etablieren mit dem Einsatz von Conversational
Commerce ein innovatives First-Mover-Image und können eine jüngere, digital-affine
Zielgruppe als KundInnen akquirieren.
Unternehmensexterne Barrieren wie ökonomische, technologische, rechtliche und
konsumentenbezogene Faktoren können die Implementierung von Conversational
Commerce hemmen. Technologiekonzerne wie Amazon, Google und Facebook bauen
ihre Gatekeeper-Rolle weiter aus, indem sie als Schnittstelle zu den KundInnen
fungieren, die Datenhoheit inne haben sowie die Präsenz und Reichweite der
Handelsunternehmen auf ihren Plattformen beeinflussen. Vor dem Hintergrund
technologischer Rahmenbedingungen befinden sich Technologien der Künstlichen
Intelligenz, auf denen Conversational Commerce Tools basieren, in einem frühen
Entwicklungsstadium. Aus holistischer Perspektive bedarf es ferner einer
Interoperabilität von IT-Systemen sowie der Definition einheitlicher Conversational
Commerce Standards, um ein Conversational Commerce Ökosystem zu etablieren.
Rechtliche Barrieren umfassen gesetzliche Restriktionen in Hinblick auf die
Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sowie fehlende Richtlinien in Hinblick auf
v
standardisierte Kaufprozesse im Voice Commerce. Aus Perspektive der
KonsumentInnen wirken sich Faktoren wie technologisch unausgereifte Conversational
Commerce Tools, fehlende Conversational Commerce Standards sowie
Unsicherheiten hinsichtlich Datenschutz hindernd auf die Adoptionsrate von
Conversational Commerce aus. Mit ersten nutzenstiftenden Conversational Commerce
Use Cases können Lebensmitteleinzelhändler (DACH) KonsumentInnen an
Conversational Commerce heranführen und Unsicherheitsfaktoren mindern.
Unternehmensinterne Faktoren die Serviceinnovation und in weiterer Folge eine
Implementierung von Conversational Commerce (Tools) hemmen, umfassen eine
fehlende Risiko-, Investitions- sowie Innovationsbereitschaft seitens ManagerInnen von
Handelsunternehmen. Insbesondere finanzielle Limitationen sollten nicht als Barriere,
sondern als Ansporn gesehen werden, um kreativ und agil Serviceinnovation zu
forcieren und mit vorhandenen Ressourcen, nutzenstiftende Conversational Commerce
Use Cases zu konzipieren.
Eine Conversational Commerce Roadmap unterstützt ManagerInnen von
Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen (DACH) bei der strategischen Planung und
Implementierung von Conversational Commerce Use Cases sowie Conversational
Commerce Tools. Indem Lebensmitteleinzelhändler (DACH) bereits zum
gegenwärtigen Zeitpunkt mit einem frühzeitigen Experimentieren von Conversational
Commerce beginnen, können relevante Erfahrungswerte generiert und mittel- bis
langfristig Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz aufgebaut werden.
Description (en)
Conversational commerce tools such as voice assistants and chatbots have gained
significant momentum recently. Early adopters among consumers have already been
embracing them for information and entertainment purposes as well as for operating
smart home devices. On the contrary, voice commerce, the purchase of products and
services via conversational commerce tools, is still at a nascent stage of adoption. Both
technological advances in artificial intelligence as well as changing consumer behaviour
patterns are driving the pace of adoption forward. As a result, businesses must harness
the potential of these innovative conversational commerce tools in order to interact with
consumers and to market products and services.
Conversational commerce, which refers to manifold transactions (e.g. inquiries,
purchases, customer services) that are started or completed through conversational
commerce tools, is considered to take customer experiences as well as customer
relationships to a new level: The ubiquity of connection allows businesses to gain pivotal
customer insights in order to create individualized customer experiences that are
tailored to customers’ needs and thus enhance customer satisfaction.
Conversational commerce begins to set the agenda in the consumer industry. However,
business adoption of conversational commerce in Germany, Austria and Switzerland
(DACH) is at an early stage. Food retailers in Germany such as REWE, EDEKA, real,
and Lidl have launched Alexa Skills, Google Actions or chatbots as novel marketing
tools to provide additional service experiences in the customer’s pre-sales and aftersales
journey. By reinforcing service business development, food retailers must
understand the implications of conversational commerce tools in order to leverage its
potential and to design conversational commerce use cases of value. A conversational
commerce roadmap provides strategic directions to gauge internal and external
opportunities and threats when implementing conversational commerce and allows to
identify unique conversational commerce use cases: By providing a highly personalized
and contextualized customer interaction as well as integrating conversational
commerce tools in collaboration with existing channels, food retailers will gain a
competitive advantage and build a first-mover image.
Keywords (de)
Einzelhandel; Chatbot; Kundendienst
AC-Number
AC15719403
Author of the digital object
Kerstin Pleschberger
Date
01.01.2019
Adviser
Gerhard Fenkart-Fröschl
Date
01.01.2019
Licence Selected
Type of publication
Master's Dissertation
Date of approbation period
2019
- Citable links
Persistent identifier
https://phaidra.ustp.at/o:4207 - Other links
AC-Number
AC15719403https
//phaidra.fhstp.ac.at/o:4207 - Content
- RightsLicense
- DetailsUploaderResource typeText (PDF)Formatapplication/pdfCreated12.10.2020 08:24:49 UTC
- Usage statistics--
- Metadata
- Export formats